Dauerkatheter

Dauerkatheter – Alle Fakten über das Hilfsmittel Nr. 1

Aktualisiert am 19.08.2025
7 Min. Lesezeit

Wie hilft Ihnen Dauerkatheterismus bei Inkontinenz?

Der Dauerkatheterismus gilt als zuverlässige Möglichkeit, die Ableitung des Urins aus der Harnblase in einen Urinbeutel bei Inkontinenz sicherzustellen. Dabei unterscheidet sich ein Dauerkatheter zu einem Einmalkatheter in puncto Tragedauer. Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über die verschiedenen Arten von Dauerkathetern und was es zu beachten gilt. 

Daniela Diemann
Fachkraft für Kontinenzförderung
Geprüft von: Alexander Tobian | Abteilungsleiter Vertriebsbüro & Abrechnung

Einleitung

Der transurethrale Katheterismus der Harnblase gehört zu den häufigsten Risikofaktoren bei der Entwicklung eines Harnwegsinfektes (HWI), der auch als Blasenentzündung bekannt ist.  Nach Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten transurethrale Harnblasenkatheter grundsätzlich nach spätestens fünf Tagen durch suprapubische Blasenkatheter ersetzt werden.   

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Zusammenfassung
Das Wichtigste in Kürze
  • Ein Dauerkatheter leitet den Urin dauerhaft und kontrolliert aus der Blase in einen Beutel ab, wenn die normale Blasenentleerung nicht mehr zuverlässig möglich ist.
  • Der Katheter kann entweder über die Harnröhre oder durch die Bauchdecke in die Blase eingebracht werden und verbleibt – anders als ein Einmalkatheter – über einen längeren Zeitraum im Körper.
  • Zum Einsatz kommt ein Dauerkatheter vor allem bei ausgeprägter Harninkontinenz, Harnverhalt oder nach Operationen, wenn wiederholtes Katheterisieren oder eine eigenständige Blasenentleerung nicht möglich sind.
  • Da mit einem Dauerkatheter das Risiko für Harnwegsinfektionen und andere Komplikationen steigt, sind eine konsequente Hygiene und regelmäßige Katheterwechsel entscheidend.
  • Wenn es der Gesundheitszustand erlaubt, wird häufig ein intermittierender Selbstkatheterismus mit Einmalkathetern als schonendere Alternative zum dauerhaft liegenden Katheter empfohlen.

1. Dauerkatheter Arten 

Ein Dauerkatheter, auch Blasenkatheter genannt, ist ein dünner Schlauch, der aus unterschiedlichen Materialien hergestellt wird. Im Gegensatz zu einem Einmalkatheter (PVC) können Blasenkatheter aus Silikonelastomer oder Silikon über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden. Dauerkatheter sind Hilfsmittel, welche im Hilfsmittelverzeichnis gelistet sind.  Daher erfolgt die Verordnung von Dauerkathetern durch Ihren behandelnden Arzt. Dabei kann die Einlage eines Dauerkatheters über zwei Wege erfolgen, entweder transurethral, das heißt über den normalen Harnweg (Harnröhre) oder suprapubisch, also durch die Bauchdecke.

2. Transurethrale Katheterisierung: Was man wissen muss

In diesem Abschnitt lesen Sie alles, was man wissen muss. Von A-H oder auch: 8 Fragen - 8 Antworten
 

2.1 Wann wird ein transurethraler Harnblasenkatheter benötigt und eingesetzt?  

Ein transurethraler Dauerkatheter wird ebenso wie ein Einmalkatheter zur Entleerung der Harnblase verwendet, wenn die gewohnte Harnblasenentleerung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich ist. Dabei wird der Urin in einen Urinbeutel oder diskret über ein Katheterventil abgeleitet. Wir sprechen hier vom Harnblasenkatheterismus.

2.2 Welche medizinischen Gründe machen nach ärztlicher Begutachtung den Einsatz transurethraler Harnblasenkatheter erforderlich?   

 Mögliche Indikationen zur Anlage eines Blasenverweilkatheters können unter anderem sein: 

  • Akuter Harnverhalt (motorische oder neurogene Ursachen) 
  • Neurogene Blasenentleerungsstörungen 
  • Wundheilungsstörungen im Urogenitalbereich bzw. bei Druckgeschwüren im Bereich des Gesäßes (in Abhängigkeit vom behandelnden Arzt) 
  • Kurzfristigen Einsatz im Zusammenhang mit bestimmten operativen Eingriffen   
  • Patienten vor allgemeinen und nach urologischen/gynäkologischen Operationen   
  • Der Verbesserung der Lebensqualität bei im Sterben liegenden Patienten oder auf Wunsch in der Palliativmedizin 
  • Die Bilanzierung der Harnausscheidung schwer erkrankter Personen (Intensivmedizin) 

Bei einer reinen Harninkontinenz, also dem ungewollten Urinverlust, sind Urinalkondome indiziert. 

2.3 Wann ist der Einsatz transurethraler Katheter nicht zulässig?   

Kontraindikationen, die gegen eine Anwendung einer transurethralen Katheterisierung sprechen, sind unter anderem gegeben bei:

  • Harnröhrenentzündung (Urethritis)   
  • Nicht passierbare Harnröhrenstriktur oder Via falsa (Falte in der Harnröhre) 
  • Harnröhrenverletzungen   
  • Harnröhrenabriss   
  • Prostataentzündung des Mannes (Prostatitis)   
  • Nebenhodenentzündung (Epididymitis)   

     

2.4 Welche Bedingungen werden an die Materialien für Dauerkatheter geknüpft?   

Das Material des Katheters sollte biostabil und biokompatibel sein. Daher werden bei einer längerfristigen Blasendrainage - länger als fünf Tage - meist Vollsilikon-Katheter verwendet.

2.5 Welche Anforderungen werden an den transurethralen Blasenkatheterismus gestellt?  

Sowohl an das fachliche Personal in der Pflege als auch an die Patienten werden für eine Durchführung folgende Anforderungen gestellt: 

  • Regelmäßige Schulung des ärztlichen Personals und der examinierten Fachkräfte der Pflege zu aseptischem Vorgehen, Katheterisierungstechnik, Umgang mit liegendem Katheter, Erkennung von Katheter-assoziierten Komplikationen bzw. Infektionen.   

  • Einweisung des Patienten und der pflegenden Angehörigen in der Häuslichkeit, ggf. anhand geeigneten Informationsmaterials über die hygienische Handhabung mit Harnableitenden Produkten.

     

2.6 Was ist beim transurethralen Harnblasenkatheterismus zu beachten? Welche Materialien werden zusätzlich benötigt?   

Für die Harnblasenkatheterisierung werden neben transurethralen Dauerkatheten noch weitere Hilfsmittel benötigt (unter anderem das Katheterwechselset). Zudem gibt es einige Basisregeln für eine problemlose Pflege: 

  • Strenge Beachtung der Basishygiene laut Vorgaben des RKI   
  • Aseptisches (steriles) Katheterisieren in einwandfreier Technik   
  • Verwendung ausschließlich steriler Verbrauchsmaterialien wie sterile Handschuhe, Abdeckmaterial, Tupfer (ggf. Pinzette), Schleimhautantiseptikum, Gleitmittel, Katheter, geschlossenes Harndrainage-System. Idealerweise kommt ein Katheterwechselset zum Einsatz   
  • Es sollte vor und nach dem Kontakt mit dem Katheter eine hygienische Händedesinfektion erfolgen (Hände waschen und desinfizieren)  

2.7 Transurethraler Blasenkatheter: Welches Material ist geeignet?   

Ein transurethraler Dauerkatheter kann aus zwei Arten von Material bestehen: 

  • Einerseits aus Latex für die Kurzzeit-Drainage (bis zu fünf Tage). Die Entwicklung einer Latexallergie soll möglichst vermieden werden.   
  • Andererseits aus Silikon für die Langzeitdrainage (länger als fünf Tage sowie suprapubisch), das Material ist biokompatibel und biostabil

 2.8 Welcher ist der beste Katheter für meine Beschwerden?   

Der ideale Blasenkatheter ist der, den man nicht braucht. Daher ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt prüft, ob ein transurethraler Dauerkatheter über einen längeren Zeitraum in der Harnröhre verbleiben muss. Je nach Krankheitsbild wird Ihr behandelnder Arzt prüfen, ob es mögliche Alternativen gibt. Wenn möglich, ist der Selbstkatheterismus mit einem sterilen Einmalkatheter oder suprapubischen Bauchdeckenkatheter den Vorzug zu geben. 

3. Suprapubische Katheterisierung: Die beste Alternative?

Bei anhaltenden Problemen der Blasenentleerung kann ein suprapubischer Harnblasenkatheter eine wichtige Alternative zur Harnableitung über die Harnröhre sein. Im Folgenden wird erläutert, was ein suprapubischer Katheter ist, wann er eingesetzt wird, welche Indikationen und Kontraindikationen bestehen und wer die Anlage durchführt.

A) Was ist ein suprapubischer Harnblasenkatheter?  

Der suprapubische Blasenkatheter (SPK) wird durch die Bauchdecke direkt in die Blase gelegt. Folglich ist der SPK für eine dauerhafte Harnableitung prädestiniert aufgrund der geringeren Infektionsgefahr. Folglich wird der Urin nicht über den normalen Harnweg abgeleitet. 

B) Wann wird ein suprapubischer Blasenkatheter gelegt?  

Aufgrund der AWMF-Leitlinie und den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts wird ein suprapubischer Katheter eingesetzt, wenn eine langfristige Urinableitung - länger als fünf Tage - über einen Katheter in einen Urinbeutel sinnvoll ist und die Entleerung der Blase nicht über den normalen Harnweg vollzogen werden kann.  

C) Welche Indikationen machen den Einsatz suprapubischer Blasenkatheter bei Inkontinenz erforderlich?

Suprapubischer Blasenkatheter - mögliche Indikationen: 

  • Dauerkatheterismus   
  • Vermeidung einer narbigen Verengung der Harnröhre, auch Katheter bedingte Harnröhrenstriktur genannt  
  • Rezidivierende Harnwegsinfektion (häufig wiederkehrende Blasenentzündungen)  
  • Keine Kontrolle von Spontanmiktion und Restharnblase (gehemmte Blase) 
D) Was spricht gegen die Anlage suprapubischer Katheter?  

Auf eine Anwendung suprapubischer Dauerkatheter bei Inkontinenz sollte verzichtet werden bei: 

Relativen Kontraindikationen wie:   

  • Fettleibigkeit (Adipositas)   
  • Schwangerschaft   
  • Vernarbungen und Verbrennungen im Punktionsbereich   
  • Blähbauch (Meteorismus), Darmverschluss (Ileus)   
  • Medikamenten-Gabe zur Hemmung von Blutgerinnung (Antikoagulation) bzw. Gerinnungsstörungen   
  • Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut (Thrombopenie)   

Absoluten Kontraindikationen wie:   

  • Ungenügend gefüllte oder aufgefüllte Harnblase (weniger als 350 ml)   
  • Hauterkrankungen im Punktionsbereich   
  • Tumor im Bauchraum mit Verdrängung der Harnblase   
  • Blasentumor   
E) Suprapubische Katheter: Wer führt die Anlage durch?  

Das Legen eines suprapubischen Harnblasenkatheters ist ein operativer Eingriff. Deshalb wird sie nach dem Ausschluss von Kontraindikationen und entsprechender Aufklärung ausschließlich durch einen Arzt durchgeführt gemäß S1-Leitlinie der deutschen Urologie.   

F) Welches Material wird für Katheter beim suprapubischen Harnblasenkatheterismus verwendet?  

Silikon für die Langzeitdrainage besitzt die höchste Biokompatibilität und -stabilität. Dadurch ist eine bessere Materialverträglichkeit für den Patienten gewährleistet. 

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und setzen einen medizinischen Urinsammelbeutel mit Schläuchen zusammen. Eine Frau demonstriert den Aufbau, während die andere den Beutel hält. Auf dem Tisch liegen medizinische Broschüren. Der Schauplatz scheint eine Küche zu sein. Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und setzen einen medizinischen Urinsammelbeutel mit Schläuchen zusammen. Eine Frau demonstriert den Aufbau, während die andere den Beutel hält. Auf dem Tisch liegen medizinische Broschüren. Der Schauplatz scheint eine Küche zu sein.

4. Wie lange darf ein Dauerkatheter liegen?

Die beabsichtigte Liegedauer für einen Dauerkatheter unterliegt mehreren Faktoren. Dabei hat das für den Dauerkatheter verwendete Material einen großen Einfluss auf die Liegedauer. Demnach kann ein Silikonkatheter länger in den Harnwegen und der Blase liegen als ein Dauerkatheter aus Latex.


Maximal und nur bei perfekten Bedingungen kann ein Dauerkatheter 6-8 Wochen liegen. Zudem kommt es stets auf den Urinstatus an.  


Letztlich tragen unterschiedliche Verhaltensweisen und Faktoren zur Liegedauer eines Dauerkatheters bei, wie beispielsweise das Trinkverhalten, die Ernährung, die Pflege, persönliche Indikationen und biologische Einflussfaktoren. Die Liegezeit des Dauerkatheters ist demnach sehr individuell und muss mit dem behandelnden Arzt, Mitarbeitenden der Pflege und medizinischen Angestellten stets besprochen und von Zeit zu Zeit evaluiert werden. 

  

Icon: grüne Harnblase mit Katheter und Sammelbeutel, umgeben von zwei blauen Kreispfeilen Icon: grüne Harnblase mit Katheter und Sammelbeutel, umgeben von zwei blauen Kreispfeilen

5. Wie oft muss ein Dauerkatheter bei Inkontinenz gewechselt werden?

Der Wechsel des Dauerkatheters ist von der individuellen Liegedauer abhängig. Hierbei sind immer alle Indikationen des Trägers zu berücksichtigen, weshalb ein Wechsel des Katheters teilweise in unregelmäßigen Intervallen durchgeführt werden kann. Dabei ist stets der Urinstatus mit einzubeziehen und der Kontakt zum behandelnden Arzt zu suchen.

6. Wie wird ein Dauerkatheter geblockt?

Ein Dauerkatheter wird mit einem Ballon geblockt. Daher kommt auch die Bezeichnung Ballonkatheter. Dies verhindert das unfreiwillige Herausrutschen und sorgt für sicheren Halt in der Blase. Somit ist eine Entleerung der Blase in einen Urinbeutel bei akutem Harnverhalt oder entsprechenden Indikationen gewährleistet.  

7. Dauerkatheter: Blut im Urin

Was nicht essen bei Verstopfung? Das ist bereits geklärt. Nun zum Trinken!

Eine der häufigsten Ursachen für Blut im Urinbeutel ist die Entzündung der Blase. Auch in weiteren Fällen kann es vorkommen, dass im Urinbeutel Blut zu sehen ist. Demnach kann es auch zu Blut im Urinbeutel kommen, wenn ein Ballonkatheter die Schleimhaut der Blase oder Harnröhre touchiert und dadurch winzige Risse darin auslöst. Eine weitere Ursache für Blut im Urinbeutel und in der Blase ist eine Manipulation am System des Katheters

Auch eine Verletzung der Nieren könnte eine Ursache sein. Daher ist in jedem Fall der Kontakt zum behandelnden Arzt und der Pflege aufzunehmen, um schwerwiegende Folgen abzuklären und auszuschließen.

Dauerkatheter, bzw. Ballonkatheter - ganz gleich, ob transurethrale oder suprapubische - müssen qualitativ hochwertig sein und den verschiedensten Anforderungen der Patienten gerecht werden

Bei uns finden Sie viele verschiedene Ballonkatheter und Urinbeutel, die garantiert zu Ihnen passen. Schauen Sie nach und fangen Sie jetzt an, Ihre Lebensqualität zu verbessern. 

8. Fazit – Dauerkatheter

  • Dauerkatheter ermöglichen eine zuverlässige, längerfristige Ableitung des Urins in einen Beutel und unterscheiden sich vom Einmalkatheter vor allem durch die deutlich längere Tragedauer.
  • Je nach Situation kommen transurethrale Dauerkatheter (über die Harnröhre) oder suprapubische Katheter (durch die Bauchdecke) infrage; die Wahl des Systems erfolgt immer individuell nach medizinischen Gesichtspunkten.
  • Wegen möglicher Komplikationen wie Harnröhrenreizungen und erhöhtem Infektionsrisiko sollte ein Dauerkatheter nur bei klarer Indikation und so kurz wie medizinisch vertretbar eingesetzt werden.
  • Eine konsequente Hygiene, der regelmäßige Wechsel von Katheter und Beuteln sowie eine sorgfältige Kontrolle der Haut- und Einstichstelle sind entscheidend, um Beschwerden und Infektionen möglichst zu vermeiden.
  • Alternative Versorgungsformen wie Einmalkatheter/ISK, Urinalkondome oder aufsaugende Hilfsmittel sollten immer mitbedacht werden – dabei unterstützen spezialisierte Anbieter wie die MPF bei Produktauswahl, Schulung und Versorgung.

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Quellenangaben

Robert Koch-Institut, Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/infektionskrankheiten-node.html?__blob=publicationFile
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Arbeitskreis »Krankenhaus- und Praxishygiene«   https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/029_AWMF-AK_Krankenhaus-_und_Praxishygiene/HTML-Dateien/029-007l_S1_Harndrainage_2015-02.htm