Urinalkondome

Die gute Alternative bei Inkontinenz des Mannes

Aktualisiert am 19.08.2025
5 Min. Lesezeit

Urinalkondome - vielleicht habe Sie auch schon einmal von dieser Versorgungsform für die männliche Harninkontinenz gehört. Denn diese Kondome werden immer populärer als Standard für eine Anwendung im Rahmen von Inkontinenz, da sie die Teilnahme am sozialen Leben und somit die Lebensqualität fördern. Auch die dazugehörigen Produkte wie Beinbeutel und Bettbeutel haben eine entsprechende Relevanz.

Andreas Mehrens
Altenpfleger / Medizinprodukteberater im Außendienst
Geprüft von: Daniela Diemann | Fachkraft für Kontinenzförderung

Einleitung

In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Vorteile der Nutzung, Kontraindikationen, wie Sie sie richtige Größe ermitteln und vieles mehr. 

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Zusammenfassung
Das Wichtigste in Kürze
  • Urinalkondome sind eine diskrete äußere Urinableitung für Männer mit Harninkontinenz, die den Urin sicher in einen Bein- oder Bettbeutel leiten und so Lebensqualität und Unabhängigkeit steigern.
  • Eine passende Größe, hygienische Vorbereitung und korrektes Anlegen des Urinalkondoms sorgen für zuverlässige Dichtheit und ermöglichen bei Bedarf einen einfachen Wechsel durch Pflegekräfte oder Angehörige.
  • Urinalkondome eignen sich insbesondere bei Inkontinenz nach Operationen, Drang- und Reflexinkontinenz sowie Schließmuskelverletzungen und bieten Vorteile wie Mobilität, saubere Harnableitung und weniger Harnwegsinfekte.
  • Es gibt verschiedene selbsthaftende Varianten von Kondomurinalen, wobei latexfreie Silikon-Urinalkondome wegen ihrer hohen Hautverträglichkeit und des fehlenden Latexallergie-Risikos meist die bessere Wahl sind.
  • Bei bestimmten Kontraindikationen (z. B. Phimose, Hautschäden, sehr kurzem Penisschaft, fehlender Akzeptanz) ist ein Urinalkondom ungeeignet, weshalb eine fachkundige Beratung, Produktauswahl und regelmäßige Kontrolle der Versorgung entscheidend sind.

1. Was ist ein Urinalkondom?

Ein Urinalkondom, auch Kondomurinal genannt, ist ein Hilfsmittel für Männer zur äußeren Anwendung zur Urinableitung. Wie ein Kondom umschließt es wasserdicht das Glied und leitet den Harn über einen kleinen Schlauch in einen angeschlossenen Urinbeutel. Diese Art der externen Harnableitung wird von vielen harninkontinenten Männern als weniger unangenehm empfunden, da sie hierdurch auf die Nutzung von Vorlagen und Höschenwindeln verzichten können. 

2. Urinalkondom: Größe ermitteln

Gleichzeitig bietet das Urinalkondom mehr Vorteile als ein Blasenkatheter bezüglich schädlicher körperlicher Folgewirkungen (aufsteigende Infektionen, Geschwüre, Schmerzen). Außerdem gewährleisten Kondomurinale bei einer sorgfältigen Auswahl der richtigen Größe und Form einen zuverlässigen Schutz. Finden Sie Ihre richtige Größe mit unserer eigens für die Ermittlung der Größe und Breite entwickelten Schablone.

3. Urinalkondom: Anwendung in 8 Schritten

Die Anwendung eines Urinalkondoms ist einfach. Im Falle einer fehlenden kognitiven Fähigkeit oder fehlenden manuellen Geschicks kann ein Wechsel auch ohne Probleme von pflegenden Angehörigen und Pflegekräften durchgeführt werden.

Insgesamt gilt es 8 Schritte durchzuführen, damit das Urinalkondom ausgezeichnet haftet:

  1. Bestimmen Sie Ihre Penisgröße. Durch eine Schablone der MPF, die extra für diesen Zweck konzipiert wurde, lässt sich die eigene Penisgröße problemlos ermitteln.
  2. Prüfen Sie vor Anwendung die Modellbezeichnung und Größe auf dem Produktetikett, um sicherzustellen, dass Modell und Größe korrekt sind.
  3. Anschließend die Verpackung öffnen und das Produkt auf Unversehrtheit überprüfen. Danach lösen Sie das Urinalkondom vom Hütchen, auf dem das Kondomurinal steckt.
  4. Die Schamhaare rasieren, insbesondere die Haare an der Peniswurzel, um zu verhindern, dass Haare in das Urinalkondom hineinragen und verkleben.
  5. Waschen Sie den Penis und Ihre Hände sorgfältig, damit Keime und Bakterien nicht mit dem Intimbereich in Berührung kommen. Danach sehr sorgfältig und gründlich trocknen.
  6. Anschließend das Urinalkondom über die Eichel stülpen und vorsichtig über den Penis abrollen und glätten. Achten Sie dabei darauf, dass die Eichel etwas vom Trichterende entfernt und die Vorhaut nicht nach hinten gezogen ist.
  7. Damit das Urinalkondom an Ihrem Penis klebt, den besten Halt bietet und nicht mehr verrutscht, drücken Sie das Kondomurinal leicht an den Penis an. Vorher können Sie mit der ganzen Hand den Penis umfassen, um durch die erzeugte Körperwärme eine noch bessere Haftung des Kondoms zu erreichen.
  8. Das Anschlussstück des Urinalkondoms an einen Urin-Bettbeutel oder Beinbeutel anschließen. Dabei leicht am Anschlussstück ziehen, um sicherzustellen, dass der Urinbeutel fest mit dem Urinalkondom verbunden ist.

Tipp: Für den Wechsel des Urinalkondoms


Wenn Sie einen Wechsel des Urinalkondoms durchführen und das Kondomurinal entfernen wollen, nehmen Sie zunächst den Urin- bzw. Beinbeutel vom Anschlussstück ab. Anschließend können Sie die Manschette des Urinalkondoms vorsichtig vom Penis abrollen. Danach beginnen Sie erneut bei Schritt 1, damit der Wechsel nahtlos und qualitativ hochwertig durchgeführt wird.

4. Wann kommt ein Urinalkondom zum Einsatz?   

Insgesamt gibt es sechs Formen von Inkontinenz. Bei den folgenden vier Formen kann ein Urinalkondom eingesetzt werden:

  • Inkontinenz nach operativen Eingriffen (z.B an der Prostata oder der Harnblase)
  •  Dranginkontinenz (z.B. nach Apoplex, Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Multipler Sklerose)  
  • Reflexinkontinenz (z.B. beim Querschnittsyndrom)  
  • Harninkontinenz nach Verletzungen des Schließmuskelsystems

5. Welche Vorteile bietet die Nutzung von Urinalkondomen für Männer? 

Urinalkondome bieten folgende Vorteile für Männer:

  • Mobilität bleibt erhalten
  • Einfache Handhabung
  • Keine Harnwegsinfekte
  • Saubere Harnableitung

Auch durch pflegende Angehörige oder Pflegekräfte anwendbar.

6. Selbsthaftende Kondomurinale: Welche Varianten stehen zur Verfügung? 

Selbsthaftende Urinalkondome sind in verschiedenen Varianten hinsichtlich der verwendeten Klebetechnik verfügbar.

Erhältlich als:

  • Selbsthaftende, externe Urinableitung ohne Klebetechnik  
  • Selbsthaftend mit Klebetechnik
  • Selbsthaftend durch zusätzlichen Haftstreifen  
  • Selbsthaftend durch zusätzlichen Hautkleber  

7. Was spricht gegen den Einsatz von Urinalkondomen?

Obwohl das Urinalkondom viele Vorteile mit sich bringt, ist es nicht für jeden Betroffenen geeignet. Diese Kontraindikationen verhindern eine Anwendung mit einem Kondomurinal:

  • Ablehnung für Kondome durch den Betroffenen
  • Fehlende kognitive (geistige) Fähigkeiten oder fehlendes manuelles Geschick
  • Zu kurzer Penisschaft, um Klebefläche zu ermöglichen
  • Infektionsgefahr durch ausgeprägte Vorhautverengung (Phimose) 
  • Wiederkehrende Hautschäden am Penis  
  • Allergien, insbesondere bei bekannter Latexallergie. Abhilfe schafft ein Urinalkondom aus Silikon
  • Akute Hauterkrankungen im Genitalbereich, z. B. Pilzerkrankung (Mykose)  

8. Welche Materialien kommen zum Einsatz? Lieber aus Latex oder latexfrei?

Es kommen zwei verschiedene Materialien zum Einsatz. Einerseits Vairanten aus Silikon (latexfrei) - andererseits gibt es Kondomurinale aus Latex. Die Materialien verfügen über folgende Eigenschaften:

Latex: Wegen des hohen Risikos einer Latexallergie sollten diese Kondomurinale nur vorübergehend verwendet werden. Die langfristige Alternative? Urinalkondome aus Silikon (latexfrei)   

Silikon: Dieses Material für Urinalkondome ist biostabil, biokompatibel und latexfrei. Für Kondome aus Silikon besteht keine Gefahr für eine Latexallergie, da diese wie erwähnt latexfrei sind. 

9. Empfehlungen zum Einsatz von Urinalkondomen 

Die Empfehlungen für die Anwendung selbsthaftender Urinalkondome lauten:

  • Richtige Größe herausfinden
  • Beratung und Unterweisung des Betroffenen 
  • Wechsel der Kondome nach 24 Stunden 
  • Völliges Trocknen der Haut  
  • Keine rückfettenden Seifen oder Gels verwenden

10. Empfehlungen zum Einsatz von Bein- und Bettbeuteln beim Einsatz von Urinalkondomen 

Es gibt allgemeingültige Empfehlungen für die Verwendung eines Urinalkondoms in Verbindung mit einem Urinbeutel (Beinbeutel oder Bettbeutel).

11. Unser Service-Angebot für Sie

Auch über das Erstgespräch hinaus kann ein dauerhafter und persönlicher Ansprechpartner wertvoll sein. Dieser kann weitere Fragen beantworten. In regelmäßigen Abständen empfiehlt sich zudem eine Kontrolle der Patientenversorgung bezüglich einer möglichen Anwendung der Kondome; mitunter ist eine Produktanpassung notwendig.  Online finden Sie eine breite Palette verschiedener Artikel (auch latexfrei) in unterschiedlichen Größen. So ist das passende Urinalkondom und Urinbeutel für Sie garantiert dabei. Machen auch Sie Urinalkondome zum neuen Standard der Lebensqualität!

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Quellenangaben

»Kondomurinal« bei Wikipedia   https://de.wikipedia.org/wiki/Kondomurinal
Richtlinie zum Einsatz von Urinalkondomen (FsGKW e. V., PDF 536 kb)  https://www.fgskw.org/wp-content/uploads/richtlinie_zum_einsatz_von_urinalkondomen_2016.pdf
Kondomurinal bei männlicher Harninkontinenz (Inkontinenz Selbsthilfe e. V.)  https://www.inkontinenz-selbsthilfe.com/kondomurinale