Darmentleerungsstörung

TAI als Behandlungsoption bei Darmproblemen

Aktualisiert am 19.08.2025
7 Min. Lesezeit

Was ist eine Darmentleerungsstörung?

Eine Darmentleerungsstörung, auch Darmfunktionsstörung genannt, ist für den Betroffenen unangenehm und betrifft mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland. Sie tritt auf, wenn eine Verstopfung, Stuhlinkontinenz oder auch beides gleichzeitig vorliegt (Mischform). Eine Verstopfung (Obstipation, Stuhlentleerungsstörung oder obstruktive Defäkationstörung) wiederum beschreibt den Zustand, wenn Personen den Stuhl seltener entleeren (weniger als 3x pro Woche), die Stuhlentleerung erschwert ist oder die Stuhlentleerung unvollständig ist. 

Bei der Stuhlinkontinenz fehlt den Betroffenen hingegen die Kontrolle, den Stuhl oder Darmgase zu halten.  

Die Entleerung des Stuhls ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel von muskulären und nervalen Strukturen. So müssen sich z. B. die muskulären Strukturen zum richtigen Zeitpunkt entspannen, um die Stuhlpassage zu ermöglichen. Dieses wird durch das Gehirn und Nervenstrukturen gesteuert. 

Katharina Wittek
Medizinprodukteberaterin für Darmmanagement
Geprüft von: Maike Meyer | Urotherapeutin / Medizinprodukteberaterin

Einleitung

Die richtige Therapie ist alles! 

Unabhängig von den jeweiligen Problemen beim Stuhlgang gibt es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten zur Behandlung. Je nach Ursache - versteht sich! Eine Funktionsstörung im Darm lässt sich behandeln, sodass Symptome deutlich reduziert oder sie vollständig behoben sind. Wie diese Behandlung aussieht? Dafür gibt es viele gut gemeinte Ratschläge, aber kommen wir zu den Fakten. Studien zeigen eine Behandlungspyramide für die Behandlung von Darmfunktionsstörungen. Aktuelle Studien1 verdeutlichen, dass TAI (transanale Irrigation) als Behandlungsmöglichkeit einen hohen Stellenwert einnimmt. Mehr zur Darmentleerungsstörung, der entsprechenden Behandlungspyramide und TAI als Therapieform, das erfahren Sie hier.  

Ansprechperson finden

1. Ursachen einer Darmfunktionsstörung

Die Ursachen sind so vielfältig wie gegensätzlich. Einflüsse und Faktoren für Darmfunktionsstörungen: Ernährungsstil, Medikamente, Schadstoffe, Operationen, Gewebsanomalien.  

Körperliche Grunderkrankungen wie auch die Psyche können Darmentleerungsstörungen und eine Passagebehinderung im Mastdarm auslösen. Wichtig ist eine Diagnostik und Pflegeassessment

Wichtig bei einer diagnostischen Abklärung bei Verdacht auf Darmentleerungsstörungen wie der Obstipation (Stuhlverstopfung) oder der obstruktiven Defäkationsstörung ist eine ausführliche, strukturierte Erhebung der Anamnese (Stuhlgewohnheiten, Gebrauch von Abführmitteln etc.).  

Wesentliche Hinweise gibt die proktologische Basisuntersuchung: äußere Inspektion, Tastuntersuchung, Mastdarm- (Rektoskopie) und Enddarmspiegelung (Proktoskopie). Hierbei kann bei Frauen meist eine begleitende Rektozele (Senkung des Enddarms mit Ausstülpung zur Scheidenhinterwand) festgestellt werden. Wenn nicht bereits geschehen, ist eine Koloskopie (Darmspiegelung) zur Beurteilung des Dickdarms erforderlich. 

Häufige Ursachen einer Obstipation & einer einhergehenden Transportstörung:

  • Lebensstil (Stress, Bewegungsmangel, Ernährungsweise, Flüssigkeitsmangel, Darmträgheit im Alter, Hormone etc.) 

  • Unterbringung in einem Krankenhaus, Reisen & unregelmäßige Lebensweise mit wechselndem Tag-Nacht-Rhythmus 

  • Missbrauch von Abführmitteln 

  • Ungesunde Stuhlgewohnheiten 

  • Endokrinologische Ursachen (Diabetes mellitus), Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse), Hyperparathyreoismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) 

  • Metabolische Störungen (Kalium-, Kalzium-, Magnesiumstoffwechsel, Niereninsuffizienz) 

  • Neurologische Störungen (Amyloidose, Sklerodermie, M. Parkinson, Rückmarkschädigung, Multiple Sklerose, Depression)

  • Medikamentennebenwirkungen (Opiate, Antidepressiva, Parkinsonmittel, Psychopharmaka, Diuretika, Ibuprofen, Eisen) 
  • Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose ist das sogenannte Reizdarmsyndrom, bei dem die Verstopfung im Vordergrund stehen kann. Hier ist eine Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und ggf. einem Gastroenterologen sinnvoll 

  • Organische Ursachen der Verstopfung (z.B. Darm-Enge durch Entzündungen oder Tumoren)

Die häufigsten Gründe einer Stuhlinkontinenz:

  • Sensorische Störungen der Wahrnehmungsfunktion zum Beispiel nach Operationen, Dickdarmentzündungen (Colitis Ulcerosa), Rektumprolaps (Mastdarmvorfall) oder Hämorrhoiden 

  • Durchfälle 

  • Schwäche des Beckenbodens  

  • Beschädigung des Schließmuskels und/oder der Analschleimhaut 

  • Neurologische Krankheitsbilder - Nervenschäden durch Schlaganfälle, Morbus Alzheimer, Multipler Sklerose (MS), Gehirntumor, Diabetes mellitus oder Querschnittslähmung 

  • Psychische/psychiatrische Krankheiten und Traumata 

  • Einnahme von Medikamenten 

  • Nachlassen der Gewebselastizität im Alter 

  • Spina bifida 

2. Wie äußert sich eine Darmentleerungsstörung?

Die Stuhlentleerungsstörung und ihre Symptome

Bei einer Darmentleerungsstörung oder auch Stuhlentleerungsstörung können Betroffene entweder weniger bis gar nicht den Stuhl entleeren (bis hin zum Darmverschluss) oder es fehlt ihnen die Kontrolle über den Stuhl oder Darmgase. 

Liegt eine Stuhlinkontinenz vor, verfügen Betroffenen nicht über die Kontrolle des Schließmuskels. Folglich entleert sich der Darm oder entsprechende Gase unkontrolliert. Entsprechendes Inkontinenzmaterial sorgt für eine gewisse Erleichterung.  

Doch zugegeben, egal an welcher Form Betroffene leiden, eine Behandlung zur Verbesserung der Symptome ist in jedem Fall sinnvoll. Denn die Kontrolle des Darms ist für viele gleichbedeutend mit der Teilnahme an einem sozialen und aktiven Leben.  

Mögliche Symptome einer Verstopfung: 

  • Völlegefühl, aufgeblähter Bauch, Fröstelgefühl und/oder Unwohlsein 

  • Die Darmentleerung findet seltener als gewohnt statt oder gar nicht 

  • Die Entleerung verursacht Schmerzen 

  • Harter Kot 

  • Starkes Pressen notwendig und Schmerzen 

  • Reduzierte Stuhlmengen 

  • Blähungen 

  • Appetitlosigkeit 

  • Betroffene haben kein Gefühl der vollständigen Entleerung des Stuhls

Begleitsymptome können sein: 

  • Verhärtete Defäkation erzeugt ggf. Risse im Bereich des Afters 

  • Hämorrhoiden können sich durch das Pressen vergrößern und hinausstülpen 

  • Bauchschmerzen durch Blähungen 

  • Sodbrennen, Übelkeit und auch Atemnot und Schwindelgefühl sind im äußersten Fall möglich 

 

Bei länger andauernden Beschwerden sollte dringend ein Arzt konsultiert werden! 

3. Was tun gegen Darmentleerungsstörung?

Die Behandlungspyramide als Antwort!

Der Verlauf der Erkrankung ist recht unterschiedlich. In den meisten Fällen lässt sich jedoch durch eine entsprechende Therapie der Verlauf deutlich mildern und teilweise auch beheben

Und sind wir mal ehrlich: Die Kontrolle über seinen Darm zurückzugewinnen ist der Mühe wert! Schließlich lässt sich durch die Wahl der richtigen Therapie die Lebensqualität enorm steigern. Und damit sind wir auch beim Thema: Die definierte Behandlungspyramide zur Behandlung von Darmfunktionsstörung, anhand derer Darmexperten Betroffene beraten. 

Die Behandlungspyramide veranschaulicht grafisch den durch aktuelle Studienergebnisse gestützten Leitfaden zur Behandlung von Darmfunktionsstörungen.

Auf der untersten Stufe finden wir die ersten Empfehlungen, die sich nach oben bis hin zum operativen Eingriff und einem Stoma hin verschärfen. Wie in der Ernährungspyramide steht also auch hier Flüssigkeit und Ballaststoffe durch Obst und Gemüse an unterster Stelle. 😉 Danach folgen die Vollkornprodukte. Ballaststoffe binden im Dickdarm Wasser. Der Kot quillt auf und dehnt die Darmwand. Dieser Reiz erhöht die Darmbewegung und den Stuhldrang. 

Dies sowie ausreichend und die richtige Flüssigkeitszufuhr (vor allem Wasser) sind die Grundlage. Ein gesunder Lebensstil (wenig Stress, geregelter Tag-Nacht-Rhythmus etc.) sowie eindickende Stoffe ergänzen diese Empfehlung. 

Tipps zur richtigen Ernährung bei Transportstörungen inklusive neuester Forschungsergebnisse:  


 

Die Maßnahmen verschärfen sich nach oben hin. Die 2. Stufe ist die digitale Stimulation, Biofeedback und Suppositorien (Zäpfchen). Insbesondere Biofeedback (auch in Kombination mit dem Training des Beckenbodens) ist eine wirksame Behandlung bei Problemen mit der Stuhlinkontinenz.

4. TAI als Behandlungsmöglichkeit, um Defäkationsstörungen zu behandeln

Auf der 3. Stufe der Behandlungsempfehlungen befindet sich TAI direkt nach der Änderung der Ernährung und Gewohnheiten, der Nutzung von Laxantien oder eindickende Stoffe, digitalen Stimulation oder Biofeedback. 

Dabei eignet es sich gleichermaßen zur Lösung bei einer Transportstörung wie Obstipation wie auch bei Stuhlinkontinenz

Studien bestätigen diese Wirksamkeit. Dazu wurden Patienten mit Rückenmarksverletzung (SCI) und neurogener Darmdysfunktion in einer szintigraphischen Studie - einem bildgebenden Verfahren - untersucht. Das Ergebnis: TAI ist bei den entsprechenden Patientengruppen wirksam.2

5. Wie funktioniert die transanale Irrigation?

  • Über einen Rektalkatheter, der über den Anus in das Rektum geführt wird, wird körperwarmes Wasser in den Darm gespült 

  • Anders als beim Einlauf löst das Wasser mit der Anwendung der transanalen Irrigation Entleerungsreflexe aus 

  • Der Inhalt des absteigend Teils des Dickdarms sowie des Sigmoid Colons und des Rektums entleeren sich in die Toilette. Entleerung teilweise bis zu Colon Transversum. 

  • Der Betroffene ist für mind. 1 Tag kontinent und muss nicht mit „Unfällen“ rechnen. 

6. Vorteile der transanalen Irrigation zur Entleerung des Enddarms

  • Hilft dabei, Blockaden im Darm zu lösen und vorzubeugen 

  • Sorgt dafür, dass Patienten mit Stuhlinkontinenz bis zu 2 Tage kontinent bleiben 

  • Leichte Anwendung 

  • Wird täglich oder alle zwei Tage angewendet 

  • Selbstständige Durchführung oder mithilfe von Dritten 

  • Nur das Produkt und warmes Wasser wird für dir Durchführung benötigt 

  • Eignet sich gleichermaßen zur Lösung bei einer Transportstörung wie Obstipation wie auch bei Stuhlinkontinenz 

 

TAI-Produkte sind medizinische Hilfsmittel und durch den Arzt verordnungsfähig. Ihre Anwendungsberaterinnen der MPF beraten Sie gerne und helfen bei Fragen sowie bei der Anwendung der Produkte. 

TAI ist dabei ebenso für Kinder ab dem 3. Lebensjahr eine wirksame Therapieform und damit „Best Practice“.3 

7. Fazit zur Darmstörung

TAI als Behandlungsoption bei Darmproblemen:

  • Darmentleerungsstörung betrifft über vier Millionen Menschen in Deutschland und umfasst Verstopfung und/oder Stuhlinkontinenz. 

  • Es gibt verschiedene Ursachen für die Störung wie Lebensstil, Erkrankungen und psychische Faktoren. 

  • Symptome einer Verstopfung sind u. a. seltene Stuhlentleerung, verhärtete Defäkation und Blähungen. 

  • Die Behandlungspyramide zeigt die Stufen der Therapie, angefangen bei Ernährungsumstellung (mehr Ballaststoffe und Wasser) über TAI (transanale Irrigation) bis hin zur Operation und dem Stoma. 

  • TAI ist eine effektive Behandlungsmethode und eignet sich sowohl für Obstipation als auch für Stuhlinkontinenz. 

  • Die TAI-Therapie bietet Vorteile wie die Linderung von Blockaden im Darm und ermöglicht bis zu 2 kontinente Tage. 

Haben Sie Fragen zu diesem Thema

Unsere Experten beraten Sie gern

Quellenangaben

1 https://www.aerzteblatt.de/archiv/78056/Stuhlinkontinenz https://www.aerzteblatt.de/archiv/78056/Stuhlinkontinenz
2 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12544524/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12544524/
3 https://www.coloplastprofessional.de/globalassets/hcp/pdf-file/v2/de/bowel/mosiello-et-al.---2017---consensus-review-of-best-practice-of-transanal-irrigation-in-children-annotated.pdf https://www.coloplastprofessional.de/globalassets/hcp/pdf-file/v2/de/bowel/mosiello-et-al.---2017---consensus-review-of-best-practice-of-transanal-irrigation-in-children-annotated.pdf